In Bezug auf Beziehungen besteht unser Leben vor allem aus zwei Dingen: Aus Kennenlernen und Verabschieden, aus Trennung und Verbindung. Und so schön diese Verbindungen auch sein können, so schmerzhaft ist manchmal die Trennung – vor allem, wenn das Gegenüber plötzlich kalt, abweisend oder sogar bewusst verletzend wird.
In der Trennungsphase zeigt sich, wie man im Volksmund sagt, das wahre Gesicht eines Menschen. Dieses Sprichwort stimmt tatsächlich nur zum Teil. Denn eigentlich zeigt dein Partner, egal ob im privaten oder geschäftlichen Sinne, bei der Trennung Charakterzüge, die auch schon vorher da gewesen sind. Steckst du gerade in einer solchen Situation, wirst du jetzt vermutlich lautstark widersprechen. „Nein, er war vorher noch nie so wütend, wie bei unserer Trennung.“ „Nein, sie hat noch nie etwas so verletzendes gesagt, wie bei unserem letzten Gespräch.“
Die Wahrheit liegt hier, wie es meist ist, in der Mitte. Wenn zwei Menschen sich finden, ob privat oder geschäftlich, dann gibt es meistens schon von Vornherein bestimmte Probleme, die durch die Kennenlernphase noch verdeckt werden. Dabei spielen Emotionen eine ganz entscheidende Rolle: „Das bekommen wir hin.“ „Sie ist doch sonst immer so lieb.“ Wir neigen dazu, die Situationen, in denen sich negative Eigenschaften oder Verhaltensweisen zeigen, zu ignorieren. Wir nehmen sie demnach zwar wahr, wollen aber ganz bewusst nur die guten Eigenschaften des anderen sehen und uns auch selbst nur von der besten Seite zeigen. Denn wir möchten ja, dass es funktioniert. Das Problem dabei ist nur, dass die weniger schönen Eigenschaften des Gegenübers oder bereits zu Beginn unerfüllte Bedürfnisse schon nach kurzer Zeit viel deutlicher ins Gewicht fallen als am Anfang. Wenn das aufregende Neue verschwindet und die Gewohnheit wächst, sieht man plötzlich nur noch, was der andere nicht kann und welche Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Das Glas ist immer häufiger halb leer und nicht mehr halb voll.
Das liegt jedoch in den seltensten Fällen daran, dass der Partner uns wirklich etwas vorgespielt oder uns getäuscht hätte. Es liegt an unserer eigenen Wahrnehmung. Wir sollten bereits zu Beginn einer Beziehung darauf achten, den Partner weder zu idealisieren, noch abzuwerten – sondern ihn oder sie so zu sehen, wie die Person wirklich ist. Mit ihren Schwächen und ihren Stärken. Im Geschäftsleben sollten Dinge schriftlich festgehalten werden, egal wie groß die Motivation oder die Faszination ist, mit jemandem zusammenzuarbeiten. Dafür braucht es die Entscheidung zu einem klaren Blick, sowohl auf den Partner, als auch in den Spiegel.
Es stimmt also zum Teil, dass sich der wahre Charakter eines Menschen bei der letzten Begegnung – der Trennung – zeigt. Diese Charakterzüge waren jedoch schon immer da und wir hätten sie auch zuvor schon gesehen, wenn wir sie denn hätten sehen wollen.
Ein kleiner Tipp, um am Ende einer Beziehung nicht überrascht zu werden: Achte einmal darauf, wie dein Partner über vergangene Beziehungen spricht. Hier kannst du erste Anzeichen erkennen, wie dein Partner mit Enttäuschungen und Trennungen umgeht. Spricht er differenziert über sein eigenes Verhalten oder gibt er nur dem Ex-Partner die Schuld?